Purples Island

Coming Out vs. Orgasmus

Posted on June 12, 2010 by Andrea Bruns

Was ist eigentlich schlimmer – eine Lesbe ohne coming out oder Sex ohne Orgasmus?

Ich persönlich kann ja beides bieten und das nicht, weil wir Deutschen immer alles haben und können müssen, sondern weil ich bis heute einfach noch immer kein coming out hatte und natürlich hatte auch ich, wie sollte es anders sein, schon Sex ohne Orgasmus. Ihr etwa nicht?

Bevor wir jedoch darüber philosophieren, ob Sex auch ohne Orgasmus gut ist oder der Orgasmus das Gütesiegel darstellt, will ich mich doch lieber dem coming out widmen.

Also rauskommen! Woraus und warum? Nur weil ich kein coming out hatte, bin ich mitnichten eine Schranklesbe. Ganz im Gegenteil. So out wie ich bin, wollen manche Frauen gar nicht sein. Warum also kein coming out? Die Antwort ist so einfach wie unglaublich. Es war einfach nicht nötig.

Bereits 1987 – ja, da war ich bereits auf der Welt und auch schon beinah 7 Jahre alt – saß ich im Kino und schaute mit meinen Schulfreundinnen  ”Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers” und war ganz entzückt von einer der kleinen Darstellerinnen. Als ich dies meinen Freundinnen mitteilte, meinten diese nur Ihhh, das ist doch ein Mädchen. Echt? Oh, na ja ich meinte ja auch den Jungen daneben! In meinen Kinosessel gelehnt habe ich mich weiter am Anblick dieses hübschen Mädchens ergötzt.

Hätten meine Freundinnen nicht so reagiert, wäre mir gar nicht aufgefallen, dass man als Mädchen andere Mädchen wohl nicht so toll finden sollte. Aber dieses Erlebnis war schnell vergessen und ich lebte ein ganz normales Kleinmädchenleben in einer deutschen Kleinstadt mit allen Auf und Abs. Von meinem ersten Kuss mit meiner Sandkastenfreundin unter dem Küchentisch einmal abgesehen…

Dennoch, für mich war es nie nicht normal, Mädchen toll zu finden und die blöden Sprüche der Dorfjugend prallten an mir ab, wenn ich mit meiner besten Freundin Hand in Hand durch die Straßen zog.

So habe ich es stets gehandhabt und ich frage mich bis heute, welcher Teufel mich geritten hat, all das so unkompliziert anzugehen. Ich konnte die Aufregung meiner Umwelt gar nicht verstehen und fragte mich auch nicht weiter, was sie denn haben.

Das Ende vom Lied ist, dass ich stets mit den Menschen zusammen war, die mich und mein Herz berührten und ich mir nie auch nur einen Gedanken darüber gemacht habe, ob diese Gefühle nun einer Frau oder einem Mann galten. Die Unsicherheiten der Jugend sind lange vorbei und auch wenn Männer ganz zauberhaft sein können, so gehören sie doch nicht an meine Seite.

Ich bin lesbisch und lebe sehr gut damit. Nur wenn ich nach meinem coming out gefragt werde, gerate ich ins Straucheln. Manchmal schäme ich mich gar und bin versucht, eines zu erfinden. Irgendwie fühle ich mich nicht ganz vollwertig so als Lesbe ohne coming out. Sex ohne Orgasmus ist leichter zu ertragen…

Am Arsch der Welt und ein Überraschungsdreier auf dem Land!

Posted on June 21, 2010 by Andrea Bruns

Wenn man im Teenageralter ist, gibt es nichts Verlockenderes als die ferne Großstadt. Wenn dann auch noch das Zusammenleben mit den Eltern oder zumindest einem Teil davon, nicht besonders berauschend ist, setzt man schon so einiges daran, dem schnöden Heimatort zu entkommen.

Bei mir jedenfalls war das so, aber da ich weder volljährig war, noch einen Job hatte, musste ich mich institutionell von meiner Familie entfernen. Sprich, ich zog in eine Jugend WG, die von ein paar motivierten Sozialpädagogen betreut wurde. Es hätte schlimmer kommen können und glaubt mir eines – es kam schlimmer!

Nicht dass meine Heimatstadt der Verdammnis gleichzusetzen gewesen wäre, aber wirklich viel los war dort auch nicht. Selbst wenn sie den Titel Studentenstadt hatte, änderte dies nichts an der Tristesse, die dort vorherrschte.

Es ist also nachzuvollziehen, dass ich meinem Auszug in ein neues Leben und vor allem in die Großstadt mehr als nur entgegen fieberte. Aber mal wieder hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht und landete anstatt in der Landeshauptstadt am Arsch der Welt, in einer Stadt, die nicht einmal eine war und kaum mehr Einwohner als Kühe zählte.

Wen interessiert das schöne Haus, die netten MitbewohnerInnen und die Idylle der Natur, wenn man nahezu von der Außenwelt abgeschnitten leben muss und ein Dasein fristet, das zwischen Schule und Dorfkiosk stattfindet und dessen größte Attraktion der Viehauftrieb ist?

Einziger Lichtblick war meine Zimmernachbarin Kim, die mit ihren 15  zwar unglaubliche 2 Jahre jünger war als ich, aber sie schien in Ordnung zu sein. Wie sehr, durfte ich schon recht bald herausfinden.

Damit ich mich in meiner ersten Nacht nicht so allein fühlte, schlug sie vor, mit in meinem Zimmer zu übernachten. Wie selbstlos sie doch war. Ohne ihr von meiner Neigung erzählt zu haben, fühlte sich alles schön und natürlich an. Wir kuschelten uns in den Schlaf und ich war selig. Am Ende vergaß ich sogar, wohin mich das Schicksal verschlagen hatte.

Das Problem mit Kim war nur, dass sie A einen Freund hatte und B auch sonst kein Kind von Traurigkeit zu sein schien. Mir sollte es egal sein. Hauptsache, ich hatte eine Verbündete.

Wenige Tage später küssten wir uns zum ersten Mal und ich war baff wie tough dieses Mädel doch war. Sie trieb mir fast die Schamesröte ins Gesicht und ich musste sie scharf ausbremsen, denn ich bekam es ehrlich gesagt mit der Angst zu tun.

Ich fand Mädchen zwar toll, aber der entscheidende Schritt machte mir schon ein wenig Angst. Was einem beim ersten Mal mit einem Jungen erwartete, wusste jedes Mädchen nach ausführlicher und jahrelanger Lektüre der BRAVO. Aber was bitte sollte ich mit einem Mädchen anfangen und vor allem – WIE???

Irgendwie konnte ich Kim davon überzeugen, das Ganze langsam anzugehen. Sie trennte sie trotz allem von ihrem Freund und hatte nichts besseres zu tun, als mich am ersten Tag in meiner neuen Schule mitten in der Pausenhalle vor allen Mitschülern zu küssen. Genau so hatte ich mir meinen Einstand bei den Dorfkindern vorgestellt. Fortan war ich abgestempelt. Lustig ist etwas anderes.

Aber wirklich böse sein konnte ich Kim auch nicht. War sie doch so unbeschwert und unbedarft, dass es fast schon wieder süß war und was kümmerte es mich, was die Dorfgemeinschaft dachte? Sie schmierten es mir nun eh jeden Tag verbal aufs Butterbrot.

Am folgenden Wochenende wollte Kim ihre Überschwänglichkeit wohl wieder gut machen und dekorierte ihr ganzes Zimmer mit Kerzen und drapierte sich selbst äußerst verführerisch auf dem Bett, während im Hintergrund die obligatorische Kuschelrock CD (oder waren es damals noch Kassetten und Schallplatten?) lief.

Es wurde ein schöner Abend mit vielen sanften Berührungen und innigen Küssen. Ich war wie benebelt. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich auf einmal das Gefühl hatte, überall an meinem Körper fremde Hände zu spüren. Dennoch. Irgendetwas war hier komisch. Wie viele Hände hatte eine Frau?

Vorsichtig blinzelte ich in Kims Augen und erschrak. Diese Augen gehörten nicht ihr und die Hände, die grad über meinen Rücken strichen, auch nicht.

Sasha, ein ehemaliger Lover von Kim und gemeinsamer Mitbewohner, fand die Vorstellung von zwei Frauen wohl sehr reizvoll und entschied sich spontan, uns Gesellschaft zu leisten und aktiver Part dieses kleinen, romantisch – erotischen Schauspiels zu werden.

Ich weiß nicht, ob ich ihm erst eine geknallt habe und dann aus dem Bett gesprungen bin oder umgekehrt. Aber dass diese unsägliche Episode am Arsch der Welt nach diesem Abend ein Ende fand, weiß ich noch, als wäre es erst gestern gewesen.

Man kann sich also noch so weit von der Zivilisation entfernt aufhalten, der Sündenpfuhl ist nie weit und ich finde ihn bestimmt. Wo auch immer ich sein mag…

Eine Kleinstadtlesbe auf der Suche nach der großen Liebe!

Posted on July 20, 2010 by Andrea Bruns

Okay, okay. Wollen wir mal nicht übertreiben. Die große Liebe habe ich vielleicht nicht gesucht als ich mit 19 Jahren Tag für Tag in die Bertelsmann Club Filiale im Harz pilgerte, um dort teure Internetsessions zu erstehen und in den noch nicht ganz so unendlichen Weiten des Internets nach Frauen zu suchen, die Frauen lieben. Nun gut, ich habe wohl nach Mädchen gesucht. War ich doch selbst noch eines…

Und wo landet man in den späten 90er Jahren? Richtig, in einem chatroom von irgendeinem Anbieter, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Auf jeden Fall stieß ich dort auf eine etwa gleichaltrige Frau aus München und fand sie ganz großartig. Zumindest dem Schreiben nach. Die Bilder hielten mehr zurück als sie verrieten, aber ich war damals noch der Meinung, dass das Äußere definitiv keine Rolle spielte. Mein Gott war ich naiv.

Wir schrieben jeden Tag hin und her – so lange dies die Öffnungszeiten von Bertelsmann zuließen – und kamen sehr bald zu dem Schluss, dass wir uns unbedingt treffen müssten. Bayern – Niedersachsen, das war schon eine ganz schöne Strecke, aber das wollte sie auf sich nehmen und ich war aufgeregt wie nie zuvor in meinem Leben.

Dann stand ich am Bahnhof und wartete auf sie. Diese sagenumwobene Frau aus München, die so wundervolle Sachen schreiben konnte und die wohl meine erste richtige Freundin werden würde. Der Zug fuhr ein, Menschen stiegen aus, aber eine Frau, die meine Aufmerksamkeit erregen oder eine vage Erinnerung auslösen würde, war nicht darunter.

Plötzlich schlenderte ein junger Typ grinsend auf mich zu und ich dachte noch, nicht das auch noch. Was soll ich sagen? Der Typ war meine bis eben noch eventuell zukünftige Freundin. Damn! Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, aber irgendwie schien es mir gelungen zu sein, denn mein bayrischer Stern umarmte mich überschwänglich und schien ganz beseelt zu sein.

Ich wusste gar nicht, wohin mit mir. Na ja, erstmal ins Taxi und nach Hause. Gibt es nicht auch Taxen, in denen sich die Sitze auftun und man kann nach Belieben darin versinken? Soviel Glück sollte ich nicht haben…

Die Fahrt erschien endlos und kurz vor dem Aussteigen, versetzte mir der Fahrer den Todesstoß. Ihr Freund zahlt dann, nehme ich an? Ja, schon klar. Ich flehte Himmel, Erde und Hölle an, dass dieser Traum ein baldiges Ende finden möge, aber es war mir nicht vergönnt. Es gab keine Zuflucht. Nur vier schier endlose Tage voller Ausflüchte und Erklärungsversuche, die in einer bösen Auseinandersetzung mündeten und mich heilten. Zumindest vorerst.

Vielleicht sucht man sich Frauen doch nicht im Internet. Wie gesagt, wir schrieben das Jahr 1999 und ich hatte ja keine Ahnung, was das Internet noch für uns bzw. mich bereithalten sollte…

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